PACS gestern, heute und morgen
Die rote Schote als Markensymbol ist heute im Krankenhausmarkt und darüber hinaus, in Deutschland und international bekannt: Vor 20 Jahren startete CHILI als PACS-Pionier. Das unabhängige Unternehmen entstand als Ausgründung aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Geführt wird es von seinen Gründern – drei Wissenschaftlern und Medizininformatikern. Mit einem hochkarätig besetzten Symposium feierte im September CHILI sein Jubiläum und seinen Erfolg. Das tolle Ambiente hatten die PACS-Macher passend gewählt: das Ladenburger Benz-Automuseum stellt ebenfalls die Technologieentwicklung in den Fokus.
Beim Symposium „Medizinische Bildkommunikation“ standen regionale, nationale und internationale Netzwerke und Kooperationen, Standards und Gesetze bis hin zur Telemedizinakte sowie die Frage „Wohin geht die E-Health-Reise?“ auf der Agenda.
Vom Wissenschaftler und Pionier zum erfolgreichen Unternehmens-Mitgründer: Das ist über Jahrzehnte hinweg der Erfolgsweg von Dr. Uwe Engelmann. Sein Rückblick auf die Firmengeschichte, auf Technologie- und Markttrends stimmte mit netten Anekdoten auf die Fachvorträge ein. So erinnerte Dr. Engelmann mit einem Schmunzeln die rund 130 Teilnehmer daran, dass 1997 die Übertragung von 19 MB Daten noch 4,50 D-Mark kostete und eine Stunde dauerte. Erst seit auch in der Peripherie performante Netzzugänge vorhanden sind, gelingt der durchgängige Austausch von Bildern und anderen Volumendaten.
Die Entwicklung teleradiologischer Netzwerke
Ein wichtiger Pfeiler der Versorgungssicherheit: Referenten unterstrichen diese heutige Bedeutung der Teleradiologie mit Beispielen aus der Metropolregion Rhein-Neckar, aus Nordhessen sowie über TKmed und das Reif & Möller-Netzwerk. Teleradiologie ist notwendig, sie stellt die Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt, so Dr. Torsten Möller. Prof. Dr. Bodo Kress erklärte, teleradiologische Netzwerke entwickelten sich aus dem klinischen Bedarf. Spezialisten in Subdisziplinen sind knapp und stehen nicht überall zu Verfügung – insbesondere kleinere Häuser müssen diesen Kompetenzbedarf anders lösen, betonte der Chefarzt der Neuroradiologie am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Neben zahlreichen Projekten in Deutschland hob er ein internationales Beispiel hervor: Seit sieben Jahren befunden Neuroradiologen in Frankfurt Bilder aus einem Krankenhaus im asiatischen Brunei – bei Akutuntersuchungen innerhalb einer halben Stunde. Die Übertragungszeit der Bilder darf dabei nach deutscher Teleradiologierichtlinie 15 Minuten nicht überschreiten. Die Technologie ist eine wichtige Komponente; ohne die Fortschritte in der Übertragungskapazität und ohne die dedizierten Lösungen der Industrie wäre eine solche Leistung unmöglich. Diese muss in den klinischen Workflow eingebettet werden und datensicher sowie zuverlässig erfolgen.
Standards und Gesetze sind liefern Rahmenbedingungen. So stellte Dr. Marco Eichelberg von OFFIS die Historie, die Umsetzung in der Breite sowie künftige Trends bei DICOM, HL7 und IHE dar. Dr. Michael Walz, Ärztliche Stelle Hessen, informierte über das neue Strahlenschutzgesetz, das ab 31. Dezember 2018 in Kraft tritt. Ferner erläuterte er die Qualitätssicherung in der Radiologie, die im Oktober 2017 neu per Gesetz geregelt wird. Eine wichtige Änderung ist die „Erlaubnis zur Teleradiologie“, die bald fünf – statt früher drei – Jahre gilt.
Trends der Zukunft
Die Entwicklung vom Cognitive Computing (CC) zum digitalen Ego des Patienten war das Thema von Prof. Dr. Kurt Marqardt, Universitätsklinikum Marburg-Gießen. Viele Menschen erwarten, dass der PC nach Eingabe ihrer Symptome perfekte Lösungen ausspuckt … Dem ist aber nicht so. CC braucht man, um die Menge der Daten für den Arzt interpretierbar und nutzbar zu machen, so Marquardt. Das digitale Ego ist die „digitale Transparenz des Zustands eines Patienten“ – also zum einen die daraus ableitbare Präzisionsmedizin, zum anderen auch die Möglichkeit für den Patienten, sich zu informieren und eigene erhobenen Daten beispielsweise über Fitness-Tracker etc. hinzuzufügen. CC ist eine Vorstufe zur ganzheitlichen Sicht, weil es alle vorhandenen Daten aufbereitet. Gießen und Marburg bauen zurzeit im Rahmen des MIRACULUM-Projekts ein Datenintegrationszentrum auf, in dem sie so viele Daten wie möglich sammeln, aus denen sich Transparenz zur Gesundheitssituation sowie zur Diagnose für den jeweiligen Patienten ergeben soll.
Laut Bernhard Calmer, Manager bei Siemens/Cerner und lange Zeit in der Führungsspitze des bvitg, ist in den letzten Jahren technologisch ein enormer Fortschritt zu verzeichnen, auch dank des Engagements bei Forschung und Entwicklung seitens der Industrie. Um künftig weitere gute Lösungen voranzutreiben, braucht es mehr regulative Klarheit und weniger Überregulierung. Deutschland, sagte Calmer, habe sich durch Kleinkrämerei abhängen lassen und müsse der europäischen oder weltweiten Konkurrenz, beispielsweise den nordischen Ländern, in Richtung der künstlichen Intelligenz für die Entscheidungsunterstützung und der semantischen Interoperabilität folgen. – Das Bildmanagement von übermorgen muss die großen Datenmengen auch tatsächlich verarbeiten können, bestätigte Sebastian Zilch, der neue bvitg-Geschäftsführer.
Der klare Tenor der Vertreter aus Gesundheitseinrichtungen und Partner aus der Industrie in Ladenburg lautete: CHILI hat einen wichtigen Beitrag zur Durchsetzung der PACS-Technologie geleistet, die heute die Zusammenarbeit bei Diagnose und Therapiestellung erheblich erleichtert. Auch beim weiteren Fortschritt zum Vorteil der Patienten sehen sie das Softwarehaus mit seinem ideenreichen und umsetzungsstarken Team ganz vorn im Markt.
von Mirjam Bauer und Michael Reiter
BU